Mittwoch, 9. März 2011

Biosprit nach E10-Gipfel überraschend zurückgetreten

Die Bild-Zeitung hatte gar nicht erst versucht, ihn zu retten

Nach einer beispiellosen Hetzjagd auf das hochtalentierte Superbiobenzin, hat Ezehn nun schweren Herzens seinen Rücktritt von den Zapfsäulen erklärt. In einer bewegenden Rede, zu der die Presse zwar nicht geladen, aber auch nicht gekommen war, erklärte Ezehn:

"Ich habe in einem sehr freundschaftlichen Gespräch den Umweltminister informiert, dass ich mich von all meinen Zapfsäulen zurückziehen werde und um meine Entlassung aus dem politischen Umweltdienst gebeten.
Ich gehe diesen Schritt nicht allein wegen meiner so fehlerhaften Wirkungsweise – wiewohl ich verstehe, dass dies für große Teile der Autofahrer und Umweltschützer ein Anlass wäre.
Der Grund liegt im Besonderen in der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen, die die Politik an meine Umweltfreundlichkeit anlegt, noch nachkommen kann.

Wenn allerdings - wie in den letzten Wochen geschehen - die öffentliche und mediale Betrachtung fast ausschließlich auf das Ezehn und seine mögliche Motor- und Umweltschädlichkeit statt beispielsweise auf die Nöte der Politik, der Auto- und Kraftstoffindustrie abzielt, so findet eine dramatische Verschiebung der Aufmerksamkeit zu Lasten derer statt, für deren Wohlergehen ich eingeführt wurde.
Wenn es auf dem Rücken der Zapfsäulen nur noch um meine Person gehen soll, kann ich dies nicht mehr verantworten.

Ich habe, wie jeder andere Treibstoff auch, zu meinen Schwächen und Fehlern zu stehen. Zu großen und kleinen im Umweltbereich bis hin zum gelegentlichen Motor und Dichtungenfraß. Und mir war immer wichtig, die breite Öffentlichkeit damit nicht zu beunruhigen.

Manche mögen sich fragen, weshalb ich erst heute zurücktrete.
Zunächst ein möglicherweise für manche unbefriedigender, aber allzu alkoholischer Grund. Wohl kein Treibstoff wird leicht, geschweige denn leichtfertig die chemische Reaktion aufgeben wollen, für die er geschaffen wurde. Eine Reaktion, die eine wesentliche Grundlage für viele Vorstände, Shareholder und Politiker und deren Wohlstand beinhaltet.
Hinzu kommt der Umstand, dass ich mir für eine Entscheidung dieser Tragweite - jenseits der hohen medialen und oppositionellen Taktfrequenz - die gebotene Zeit zu nehmen hatte. Zumal Vorgänge in Rede stehen, die Jahre vor meiner Zapfsäulenübernahme lagen.

Ich danke besonders der Frau Bundeskanzlerin und ihren Ministern für alle erfahrene Unterstützung, ihr großes Vertrauen und Verständnis."

Die ersten Reaktionen

Der Umweltminister erklärte in Zusammenhang mit den vergangenen Angriffen auf Ezehn: "Ich habe schließlich kein motorfreundliches Hochleistungsöl oder ein Autopflegeshampoo oder sonst irgendwas für die Zapfsäulen verpflichtet, sondern unter dem Umweltfähnchen ein Schmiermittel für die Wirtschaft. Und diesen Job macht Ezehn sehr gut."

Der Wirtschaftsminister ergänzte: "Für einen so talentierten Treibstoff wie Ezehn, stehen natürlich jederzeit sämtliche Tankstellenfüllstutzen offen."

Für die SPD und die Grünen ist die Sache noch längst nicht ausgestanden. Sie erwarten nun zahlreiche Anzeigen wegen Motorschädigung und Umweltbetrug, denen sich Ezehn nun stellen muss.

Und während die Ezehn-Gegner die Rücktrittsrede als heuschlerisch und arrogant bezeichnen und die fehlende Einsicht in die wirtschaftskriminelle Energie der Ezehn-Affaire bemängeln, halten die Ezehn-Befürworter die Begründung für den Rückzug aus den Tanksäulen für ehrenhaft und einen Beweis für die Leistungsfähigkeit und das Talent des sogenannten Biosprits.
Erste Ezehn-Fanseiten wurden inzwischen von auf facebook eingerichtet, mit unerwartetem Zulauf.

Mit beispiellosen Grüßen

Ihr

Wolfgang Schwerdt

Hinweis: Die Formulierungen der Ezehn-Rücktrittsrede sind der öffentlichen Rüchtrittsrede des K.T. zu Guttenberg entlehnt.

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