Donnerstag, 22. September 2011

Die Offenbarung des Benedikt

Im Jahre des Herrn 2011 begab es sich, dass die Zentrale der weltlichen Macht des Heiligen römischen Reiches Deutscher Nationen von Benedikt XVI., dem Stellvertreter Gottes besucht wurde. Inmitten der Mächtigen des Reiches, erhob der Papst die Stimme und verkündete im Rahmen eines rechtsphilosophischen Diskurses die frohe aber historisch falsche Glaubensbotschaft, dass die Idee der Menschenrechte, der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis von der Unantastbarkeit der Menschenwürde aus der Überzeugung der Existenz eines Schöpfergottes heraus entstanden sei.

Die mächtigen des Reiches, allen voran die christliche Kanzlerin, die erlauchten Fürsten der deutschen Nationen des Heiligen Römischen Reiches und die zahlreichen Hofschranzen, die sich unter der Kuppel ihres Palastes versammelt hatten, nahmen die Botschaft der Heiligen Vaters beeindruckt auf. Der meldete bei dieser Gelegenheit und an diesem Ort mit den Worten: „Aber die Einladung zu dieser Rede gilt mir als Papst, als Bischof von Rom, der die oberste Verantwortung für die katholische Christenheit trägt. Sie anerkennen damit die Rolle, die dem Heiligen Stuhl als Partner innerhalb der Völker- und Staatengemeinschaft zukommt.“ auch gleich seinen Anspruch auf die geistige Führerschaft der Völker- und Staatengemeinschaft an. Unwidersprochen selbstverständlich, denn die Autorität des Papstes steht bei unseren christlichen Herrschern natürlich über der Souveränität des Volkes, der demokratischen Verfassung. Obwohl, die Einladung zur Rede im Christlichen Reichstag wurde gegenüber dem Pöbel mit der Rolle des Papstes als Staatsgast, als Regierungschef des christlich-fundamentalistischen Gottesstaates begründet. Tja, man muss eben ein Gläubiger (oder ein Blinder oder ein Politiker) sein, um solche Widersprüche zu übersehen.

Lobpreised die christlich-abendliche Leitkultur

Wer nun allerdings die aufmüpfige Frage stellen möchte, ob denn nun auch noch die obersten Vertreter von Gottesstaaten anderer Glaubensrichtungen aus unserem Parlament heraus und mit freundlicher und massiver Unterstützung der öffentlich-rechtlichen Medien ihre Predigten und Machtansprüche in die Welt hinausposaunen dürfen, der sei noch einmal nachdrücklich auf unsere christlich-abendländische Leitkultur nach dem Ratzingerverständnis hingewiesen – und damit hoffentlich endgültig zum Schweigen gebracht. Und wen das nicht überzeugt, dem sei hier in Zusammenhang mit der Griechenlandfrage noch einmal ein wenig Geschichtsverständnis nach dem Muster unserer politischen Elite vor Augen geführt. Nach deren bestechender Logik dürfen wir Griechenland nicht vom durch die internationalen (und wahrscheinlich christlich-abendländisch geleiteten) Finanzterroristen aufgebauten Schuldendruck befreien, sondern müssen über die berühmten selbstmörderischen „Rettungsschirme“ eben jenen Finanzterroristen ihre Lösegeldforderungen erfüllen. Und warum? Weil die Griechen die Demokratie erfunden haben!! Die Demokratie, der wir unsere freiheitliche Gesellschaft verdanken.

Eine Zeitreise durch die Windeln der Demokratie

Da haben sich nach den Klein-Erna-Vorstellungen unserer politischen Elite wohl die (ausschließlich männlichen!) Griechen der Oberschicht – wahrscheinlich wegen einer Finanzkrise - zusammengesetzt und getüftelt, dass die Köpfe rauchten. Irgendwann muss wohl einer von ihnen aufgesprungen sein und gesagt haben:
„Ich Hartz, ich Hartz, das ist die Lösung! Lasst Sklaven und verarmte Bauern für uns arbeiten, lassen wir die Frauen unseren Haushalt führen, während wir über die wichtigen Dinge des Lebens entscheiden, ohne uns mit den niederen Arbeiten die Hände schmutzig machen zu müssen, schließlich lenkt das doch nur von unserer Verantwortung für die Gesellschaft ab. Denn wir, die paar edlen Männer, sind das Volk. Und im Volke soll Gleichheit herrschen, nennen wir es einfach Demokratie.“
Und tatsächlich die Zustände in unserer Republik ähneln inzwischen in vielerlei Hinsicht dem antiken griechischen Demokratieverständnis, mit einer Ausnahme: heute beteiligen sich auch Frauen, mächtige christliche Frauen und nachdem die Jahrhunderte der Aufklärung endlich wieder aus dem Bewusstsein der Eliten getilgt worden sind, auch wieder der Stellvertreter Gottes (des Einen, sie wissen schon, nicht etwa des Anderen) an der „Verantwortung für die Gesellschaft“.
Eine Zeitreise mit Achterbahneffekt: Aus der Gegenwart über die Antike ins christliche Mittelalter.

Mit einem fröhlichen Halleluja und Hosianna
Ihr Wolfgang Schwerdt
Amen

(will ja nicht auf dem Scheiterhaufen enden, also widerrufe ich vorsichtshalber gleich mal ein paar problematische Passagen)

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