Montag, 11. Februar 2013

Der Papst dankt ab, es lebe die Päpstin



Ein Ereignis zwischen Weltverschwörung und einem Sack Reis

Der Papst dankt ab, unsere allerchristlichste Majestät Merkel I. natürlich nicht. Stattdessen dankt sie dem Papst in ihrer Eigenschaft als Bundeskanzlerin eines offiziell säkularen Deutschland für seine Arbeit als Oberhaupt der katholischen Kirche. Kardinal Seehofer verkündet, dass Bayern und Deutschland Benedikt XVI. unendlich viel zu verdanken hätten. Und auch andere Politiker unserer formaldemokratischen Republik sind voll der Dankbarkeit für die so bedeutsame religiöse Arbeit des Stellvertreters Gottes auf deutschem Boden.

Aus den Reihen der Mitstreiter und Gläubigen des Führers des christlich-fundamentalistischen Glaubensstaates Vatikan wird immer wieder Respekt vor der Entscheidung des Kirchenführers formuliert, Dankbarkeit für dessen religiöse Leistung auszudrücken, scheint hingegen vor allem unseren demokratisch gewählten Volksvertretern vorbehalten zu sein.
Dabei kann selbst dem oberflächlichen aber mental halbwegs fitten Betrachter wohl kaum verborgen bleiben, dass gerade Kirchen und Religionen alles andere als einen Beitrag zur Demokratie leisten. Monotheistische Religionen können objektiv nicht demokratisch sein. Dann müssten sie nämlich ihre oberste Instanz Gott mit „seinen“ Moralvorstellungen abschaffen. Umso verwunderlicher, die tiefe Verbundenheit unserer demokratischen Elite mit dem Heiligen Stuhl.

Ein Dankeschön für den Erhalt mittelalterlicher Werte

Zwecks demokratischer Ertüchtigung des deutschen Volkes durfte der Papst vor dem Bundestag in seiner Eigenschaft als religiöses Oberhaupt eine Rede halten. Kirchen dürfen mit Steuergeldern im Auftrag des Staates Einrichtungen betreiben, in denen die grundlegenden verfassungsmäßigen Rechte der Mitarbeiter per Verfassung ausgeschlossen sind. Zusätzlich zu den öffentlichen Mitteln, aus denen die Arbeit der Kirchen und deren Personals überwiegend bestritten wird, sammelt der säkulare Staat für die religiösen christlichen Institutionen über seinen Machtapparat auch noch spezielle Kirchensteuern ein. Im Gegenzug erhalten weder Finanzamt noch Öffentlichkeit Einblick in das wirtschaftliche Gebaren der religiösen Brüder und Schwestern und auch der Umgang mit kriminellen Machenschaften des göttlichen Bodenpersonals gilt weitgehend als innerkirchliche Angelegenheit. Da müssen Mitarbeiter eines steuerfinanzierten Krankenhauses aus von Rom vorgegebenen glaubensbasierten Verhaltensrichtlinien Vergewaltigungsopfern die „Pille danach“ verweigern, um nicht ihren Job zu verlieren – und die Kanzlerin bedankt sich, und der geistliche Bundespräsident würdigt im Namen des Volkes die päpstliche Leistung.

vereint im Kampf für das christliche Abendland

Wenn also vor diesem Hintergrund demokratisch gewählte Volksvertreter in eben dieser Funktion dem zurücktretenden Religionsführer nicht nur Respekt zollen, sondern auch noch tiefe Dankbarkeit ausdrücken, dann ist das sicherlich erklärungsbedürftig. Was könnten denn christlich-soziale oder christlich-unionistische Politiker und Parteien den Kirchen und dem Papst zu verdanken haben? Gerade die auch staatlich so vehement verteidigte wirtschaftliche Intransparenz der Kirchen bietet sich da für wilde Spekulationen an. Man denke nur an die schwarzen Kassen der CDU. Kohl wollte seine Finanziers nicht preisgeben – eine Frage der Ehre und der Moral, die für den Altbundeskanzler  - wie für die Kirche - natürlich über der Verfassung steht. Und war nicht Merkel eine politische Ziehtochter Helmut des Großen? Hat sie vielleicht seine Connections geerbt? Warum wurde Wolff, nachdem er kundtat, dass der Islam auch zu Deutschland gehöre, demontiert und durch einen Pfarrer ersetzt?

Benedikt der Rebell

Benedikt gibt als einen Grund seines Rücktritts an, er fühle sich dem Druck seines Amtes nicht mehr gewachsen. Er wolle sich in ein Kloster zurückziehen und der Welt zukünftig entsagen. Insider des Vatikans reden von Intrigen und Machtkampf im Kirchenstaat und so könnte folgendes verschwörungstheoretische Szenario der Wirklichkeit doch recht nahe kommen. Ich habe mich von gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen gut unterrichten lassen und herausgefunden, dass Ratzinger – wie man ihn demnächst ja wieder nennen darf – in einem Anfall von Altersmilde die machtpolitischen weltlichen Machenschaften der Kirchen öffentlich machen wollte. Zu sehr hat den alten Mann das Gewissen geplagt. Zu früh war der Geheimauftrag an seine persönlichen Vatikanbänker aufgeflogen, die Unterlagen über vatikanische Parteispenden, Bestechungsgelder und Lobbyistenfinanzierung zur Stärkung christlich-fundamentalistischer karitativer Tarnfirmen mit dem Auftrag der Zwangsmissionierung aus den Tresoren zu entwenden und zu publizieren. Nun war der  Papst massiv unter Druck geraten. Benedikt musste feststellen, dass die Macht seines Gottes weitaus geringer war, als die seiner Hofschranzen und am Ende auch die der zu lange unterstützten und wieder einmal unterschätzten ehrgeizigen Bundeskanzlerin.

Päpstin Merkel I.  als Garant für ein geeintes Europa

Nun ja, es gab schließlich einen Deal. Ganz dem mittelalterlich-höfischen Ideal entsprechend wird der Problempapst mal nicht ermordet, sondern in die klösterliche Verbannung geschickt. Dort darf er bis zu seinem Ende über Gott und die Welt grübeln, während andere das Werk der inneren Mission in Deutschland mit dem Zwischenziel eines christlichen Gottesstaates vollenden. Aber die Kanzlerin, die ja auch die gewaltige Eurokrise bewältigt hat, fühlt sich längst zu Größerem berufen. Was ist schon ein Job als Bundeskanzlerin. Dessen Herausforderungen sind für die überirdische Politprofessionelle längst langweilig geworden. Angemessen ist der Posten als Päpstin. Darauf hat sie in Wirklichkeit seit Jahren hingearbeitet. Und nun, wo Ratzinger elegant aus dem Verkehr gezogen ist, ist der Weg frei. Merkel, nein, Deutschland wird Päpstin, der Vatikan nach Brüssel verlegt und die Erneuerung des christlichen Abendlandes unter deutscher Führung eingeleitet. Dann können die kirchlichen Ausnahmen in der Deutschen Verfassung zugunsten des internationalen ökonomischen Wettbewerbs die Regel in einem gesamteuropäischen Grundgesetz christlicher Prägung werden. Das Dankeschön an den scheidenden Papst wäre vor diesem Hintergrund verständlich.

Aber vielleicht ist Benedikt XVI. ja auch nur ein alter Mann, der an der Spitze einer der antik-mittelalterlichen religiösen Großsekten steht und zurückgetreten ist. Und statt der allerchristlichsten Majestät Merkel I. wird Kardinal Seehofer Papst. Ein Ereignis das hinsichtlich der Bedeutung für Nichtkatholiken, Nichtbayern oder Vergewaltigungsopfer in etwa einem Sack Reis gleich kommt, der . . .


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