Ein
Ereignis zwischen Weltverschwörung und einem Sack Reis
Der Papst dankt ab, unsere
allerchristlichste Majestät Merkel I. natürlich nicht. Stattdessen dankt sie dem
Papst in ihrer Eigenschaft als Bundeskanzlerin eines offiziell säkularen
Deutschland für seine Arbeit als Oberhaupt der katholischen Kirche. Kardinal Seehofer
verkündet, dass Bayern und Deutschland Benedikt XVI. unendlich viel zu
verdanken hätten. Und auch andere Politiker unserer formaldemokratischen
Republik sind voll der Dankbarkeit für die so bedeutsame religiöse Arbeit des
Stellvertreters Gottes auf deutschem Boden.
Aus den Reihen der Mitstreiter und Gläubigen des Führers des
christlich-fundamentalistischen Glaubensstaates Vatikan wird immer wieder
Respekt vor der Entscheidung des Kirchenführers formuliert, Dankbarkeit für dessen
religiöse Leistung auszudrücken, scheint hingegen vor allem unseren demokratisch
gewählten Volksvertretern vorbehalten zu sein.
Dabei kann selbst dem
oberflächlichen aber mental halbwegs fitten Betrachter wohl kaum verborgen
bleiben, dass gerade Kirchen und Religionen alles andere als einen Beitrag zur
Demokratie leisten. Monotheistische Religionen können objektiv nicht
demokratisch sein. Dann müssten sie nämlich ihre oberste Instanz Gott mit „seinen“
Moralvorstellungen abschaffen. Umso verwunderlicher, die tiefe Verbundenheit unserer
demokratischen Elite mit dem Heiligen Stuhl.
Ein Dankeschön für
den Erhalt mittelalterlicher Werte
Zwecks demokratischer Ertüchtigung des deutschen Volkes durfte
der Papst vor dem Bundestag in seiner Eigenschaft als religiöses Oberhaupt eine
Rede halten. Kirchen dürfen mit Steuergeldern im Auftrag des Staates Einrichtungen
betreiben, in denen die grundlegenden verfassungsmäßigen Rechte der Mitarbeiter
per Verfassung ausgeschlossen sind. Zusätzlich zu den öffentlichen Mitteln, aus
denen die Arbeit der Kirchen und deren Personals überwiegend bestritten wird,
sammelt der säkulare Staat für die religiösen christlichen Institutionen über
seinen Machtapparat auch noch spezielle Kirchensteuern ein. Im Gegenzug
erhalten weder Finanzamt noch Öffentlichkeit Einblick in das wirtschaftliche
Gebaren der religiösen Brüder und Schwestern und auch der Umgang mit
kriminellen Machenschaften des göttlichen Bodenpersonals gilt weitgehend als
innerkirchliche Angelegenheit. Da müssen Mitarbeiter eines steuerfinanzierten
Krankenhauses aus von Rom vorgegebenen glaubensbasierten Verhaltensrichtlinien Vergewaltigungsopfern
die „Pille danach“ verweigern, um nicht ihren Job zu verlieren – und die
Kanzlerin bedankt sich, und der geistliche Bundespräsident würdigt im Namen des
Volkes die päpstliche Leistung.
vereint im Kampf für
das christliche Abendland
Wenn also vor diesem Hintergrund demokratisch gewählte
Volksvertreter in eben dieser Funktion dem zurücktretenden Religionsführer
nicht nur Respekt zollen, sondern auch noch tiefe Dankbarkeit ausdrücken, dann
ist das sicherlich erklärungsbedürftig. Was könnten denn christlich-soziale
oder christlich-unionistische Politiker und Parteien den Kirchen und dem Papst
zu verdanken haben? Gerade die auch staatlich so vehement verteidigte wirtschaftliche
Intransparenz der Kirchen bietet sich da für wilde Spekulationen an. Man denke nur
an die schwarzen Kassen der CDU. Kohl wollte seine Finanziers nicht preisgeben –
eine Frage der Ehre und der Moral, die für den Altbundeskanzler - wie für die Kirche - natürlich über der
Verfassung steht. Und war nicht Merkel eine politische Ziehtochter Helmut des
Großen? Hat sie vielleicht seine Connections geerbt? Warum wurde Wolff, nachdem
er kundtat, dass der Islam auch zu Deutschland gehöre, demontiert und durch
einen Pfarrer ersetzt?
Benedikt der Rebell
Benedikt gibt als einen Grund seines Rücktritts an, er fühle
sich dem Druck seines Amtes nicht mehr gewachsen. Er wolle sich in ein Kloster
zurückziehen und der Welt zukünftig entsagen. Insider des Vatikans reden von
Intrigen und Machtkampf im Kirchenstaat und so könnte folgendes
verschwörungstheoretische Szenario der Wirklichkeit doch recht nahe kommen. Ich
habe mich von gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen gut unterrichten lassen und
herausgefunden, dass Ratzinger – wie man ihn demnächst ja wieder nennen darf –
in einem Anfall von Altersmilde die machtpolitischen weltlichen Machenschaften der
Kirchen öffentlich machen wollte. Zu sehr hat den alten Mann das Gewissen
geplagt. Zu früh war der Geheimauftrag an seine persönlichen Vatikanbänker
aufgeflogen, die Unterlagen über vatikanische Parteispenden, Bestechungsgelder
und Lobbyistenfinanzierung zur Stärkung christlich-fundamentalistischer karitativer
Tarnfirmen mit dem Auftrag der Zwangsmissionierung aus den Tresoren zu entwenden
und zu publizieren. Nun war der Papst massiv
unter Druck geraten. Benedikt musste feststellen, dass die Macht seines Gottes
weitaus geringer war, als die seiner Hofschranzen und am Ende auch die der zu
lange unterstützten und wieder einmal unterschätzten ehrgeizigen Bundeskanzlerin.
Päpstin Merkel I. als Garant für ein geeintes Europa
Nun ja, es gab schließlich einen Deal. Ganz dem
mittelalterlich-höfischen Ideal entsprechend wird der Problempapst mal nicht
ermordet, sondern in die klösterliche Verbannung geschickt. Dort darf er bis zu
seinem Ende über Gott und die Welt grübeln, während andere das Werk der inneren
Mission in Deutschland mit dem Zwischenziel eines christlichen Gottesstaates vollenden.
Aber die Kanzlerin, die ja auch die gewaltige Eurokrise bewältigt hat, fühlt
sich längst zu Größerem berufen. Was ist schon ein Job als Bundeskanzlerin.
Dessen Herausforderungen sind für die überirdische Politprofessionelle längst
langweilig geworden. Angemessen ist der Posten als Päpstin. Darauf hat sie in
Wirklichkeit seit Jahren hingearbeitet. Und nun, wo Ratzinger elegant aus dem Verkehr
gezogen ist, ist der Weg frei. Merkel, nein, Deutschland wird Päpstin, der
Vatikan nach Brüssel verlegt und die Erneuerung des christlichen Abendlandes unter
deutscher Führung eingeleitet. Dann können die kirchlichen Ausnahmen in der
Deutschen Verfassung zugunsten des internationalen ökonomischen Wettbewerbs die
Regel in einem gesamteuropäischen Grundgesetz christlicher Prägung werden. Das
Dankeschön an den scheidenden Papst wäre vor diesem Hintergrund verständlich.
Aber vielleicht ist Benedikt XVI. ja auch nur ein alter
Mann, der an der Spitze einer der antik-mittelalterlichen religiösen Großsekten steht und zurückgetreten ist. Und statt der allerchristlichsten Majestät
Merkel I. wird Kardinal Seehofer Papst. Ein Ereignis das hinsichtlich der
Bedeutung für Nichtkatholiken, Nichtbayern oder Vergewaltigungsopfer in etwa
einem Sack Reis gleich kommt, der . . .
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