Kassel 30.03.2014: Nur wenige Wochen nachdem ein neuer
Geschäftsführer für den Flughafen Kassel-Calden gewonnen werden konnte, hat
dieser im Rahmen einer Pressekonferenz seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem
Frankfurter Flughafenbetreiber, eine echte Kampfansage gemacht. Man werde mit
der heutigen Einweihung der Flughafentribüne dem mittelhessischen Luftdrehkreuz
die Zuschauerzahlen streitig machen, so verkündete der neue Kasseler
Flughafenchef.
Die Zahl der anwesenden Pressevertreter war zwar nicht
optimal, das werde sich aber, laut Erklärung der Pressesprecherin, noch
deutlich verbessern, wenn sich der neue Geschäftsführer erst einmal mit den
nordhessischen Besonderheiten vertraut gemacht habe. Auch der Redakteur des
Magazins „Alien-Connection“ war nicht anwesend, berichtet aber im Gegensatz zum
ebenfalls fehlenden Vertreter des - von den nordhessischen Provinzgranden für das wichtigste Medium gehaltenen - „Hurra
Nordhessen Anzeiger“ trotzdem über das wegweisende Ereignis.
14.30 Der Geschäftsführer sitzt mit seiner Pressevertreterin
auf der neu errichteten Zuschauertribüne und lässt seinen Blick über die
endlosen Reihen der Start- und Landebahnen gleiten, die sich in der Ferne
zwischen den Kasseler Bergen verlieren.
Um 15.10 Uhr der Anruf aus dem Tower. Ein Flugobjekt soll in fünf Minuten auf Landebahn zwei einschweben. Und tatsächlich, kurze Zeit später landet der Hängegleiter vor den Augen des begeisterten Publikums. Und dann geht es Schlag auf Schlag.
16.35 Uhr, ein kräftiger Wind kommt auf und der Sohn der Pressesprecherin lässt einen Drachen steigen. Für den Betrachter geradezu eine Offenbarung, deutet diese Flugbewegung doch an, welch glänzende Zukunft dem nordhessischen Hauptstadtflughafen beschieden sein könnte.
16.55 Uhr weitere Lenkdrachenführer gesellen sich hinzu und der Tower hat alle Hände voll zu tun, die komplexen Flugbewegungen zu koordinieren. Nicht nur wegen der Dunkelheit, sondern auch, weil die Kapazitäten des Flughafens drohen, überschritten zu werden, muss bereits kurze Zeit später die Landebahn für den allgemeinen Flugverkehr gesperrt und der Betrieb wegen Räumungsarbeiten aufgrund des Zusammenstoßes zweier Lenkdrachen eingestellt werden.
Um 15.10 Uhr der Anruf aus dem Tower. Ein Flugobjekt soll in fünf Minuten auf Landebahn zwei einschweben. Und tatsächlich, kurze Zeit später landet der Hängegleiter vor den Augen des begeisterten Publikums. Und dann geht es Schlag auf Schlag.
16.35 Uhr, ein kräftiger Wind kommt auf und der Sohn der Pressesprecherin lässt einen Drachen steigen. Für den Betrachter geradezu eine Offenbarung, deutet diese Flugbewegung doch an, welch glänzende Zukunft dem nordhessischen Hauptstadtflughafen beschieden sein könnte.
16.55 Uhr weitere Lenkdrachenführer gesellen sich hinzu und der Tower hat alle Hände voll zu tun, die komplexen Flugbewegungen zu koordinieren. Nicht nur wegen der Dunkelheit, sondern auch, weil die Kapazitäten des Flughafens drohen, überschritten zu werden, muss bereits kurze Zeit später die Landebahn für den allgemeinen Flugverkehr gesperrt und der Betrieb wegen Räumungsarbeiten aufgrund des Zusammenstoßes zweier Lenkdrachen eingestellt werden.
In seiner für die nicht anwesende Presse vorbereiteten Rede
zeigt sich der zukünftige Flughafenchef erfreut darüber, dass mit dieser
Leistungsschau wohl alle Zweifel zu Fragen der zukünftigen Auslastung aus dem
Weg geräumt seien. Schließlich habe der heutige Tag bewiesen, dass man nicht
davon reden könne, dass Kassel Calden so gut wie nie angeflogen werde. „Hier“,
so der Geschäftsführer stolz, „ist immer etwas los.“
Das Magazin „Alien-Connection“ wäre nicht als Medium des Qualitätsjournalismus bekannt, wenn der Chefredakteur nicht persönlich beim „Hurra Nordhessen Anzeiger“ wegen dessen Abwesenheit bei dem regionalen Top-Nachrichten-Ereignis nachgefragt hätte. Man habe bereits im Vorfeld herausgefunden, so die Antwort, dass weder der Landrat, noch der Bürgermeister noch der Kasseler Sparkassen- oder wenigstens Raiffeisenbankchef zugegen sein würden. Und ohne ein Foto als Aufmacher, auf dem sich diese Herrschaften und der Gastgeber untereinander die Hände schütteln und dabei routiniert in die Kamera lächeln, habe ein Bericht aus Werra-Meißner-Kreis und Kassel schließlich keine relevante Botschaft. „Da muss man“, so eine gewöhnlich gut unterrichtete Quelle, „nicht einmal einen schlecht bezahlten Hobbyschreiber hinschicken. Die fünf Euro könne man sich sparen.“
Spätestens, wenn der Geschäftsführer die notwendigen Nordhessenerfahrungen gemacht und zur nächsten Pressekonferenz die wichtigsten Persönlichkeiten der Provinz zum Handschlag vor Kamera als aussagekräftigen Artikelheader eingeladen hat, werden die wichtigen Medienvertreter zugegen sein. Dann lohnt es sich natürlich sogar für Chefredakteur oder Herausgeber des Hurra Nordhessen Anzeiger Konsortiums, der dann gleich mit Händchen halten kann. Diesmal wird die Veranstaltung sogar inhaltlich interessant werden, wie „Alien-Connection“ bereits im Vorfeld erfahren konnte. Dann wird der neue Flughafenchef nämlich die bislang streng geheim gehaltene geniale Regionalentwicklungsstrategie vorstellen.
Der Flughafen sei dabei nur der Anfang, heißt es. Nun, da die Zahl der Flugbewegungen eine stark steigende Tendenz zeige, sei es Zeit, den Flughafen durch eine Magnetbahn mit dem Weltkulturerbe Bergpark zu verbinden, während der Kasseler Hauptbahnhof unterirdisch so erweitert werde, dass es einen direkten Zugang des Flughafens zum internationalen Hochgeschwindigkeitsschienennetz biete. Auch die B44 sei Teil des infrastrukturellen Gesamtkonzeptes, das die Langkreisgewaltigen Nordhessens seit Jahren als Geheimprojekt vorantreiben. Dass die A44 schließlich über einen atlantischen Tunnel direkt in New York landen werde, sei ein zwar etwas ehrgeiziges, bei entsprechenden millionenschweren Planungsaufträgen an die Privatwirtschaft keineswegs aber unrealistisches Projekt, ließen die Lobbyisten der Baubranche verlauten.
Wir brauchen, so der nordhessische
Regionalentwicklungsbeauftragte vor allem eine lückenlose logistische
Infrastruktur. Dabei spiele die Sinnlosigkeit einzelner Komponenten allein
wegen der Notwendigkeit der Vollständigkeit überhaupt keine Rolle (solange die
besagten Provinzgranden immer wieder händeschüttelnd vor irgendwelchen
Baustellen abgelichtet werden können). Und deshalb sei ebenfalls eine
internationale Bundeswasserstraße geplant, die im ersten Schritt holländische
Fluggäste per Schiff vom Rhein über den Edersee und den durch Schleusen
passierbar gemachten Wasserfall des Bergparks nach Kassel Calden bringe.
Selbstverständlich müsse der Kanal zwingend so ausgebaut werden, dass die
größten Binnenschiffe der Welt bis ins Nordmeer fahren können. Dort, so der
ehrenamtliche Hafenmeister der Witzenhäuser Marina, liege die Zukunft, die
Nordhessen der Vollständigkeit der Infrastruktur halber nicht verpassen dürfe. Dass
hierzu der Bau eines direkt am Flughafen gelegenen Containerterminals als
Drehkreuz für den Welthandel erforderlich werde – schließlich liege man hier in
der Mitte Europas –, verstehe sich ja wohl von selbst.
Die
vorsichtige Frage nach einem schnellen Internet in der Region beantwortete der
106 jährige Bergbauer vom Hohen Meißner, der erst kürzlich als
Internetbeauftragter zum Nordhessischen Kompetenzteam für Regionalentwicklung
gestoßen war. Hier habe man bereits in der Vergangenheit viele Millionen an
hierfür extra gegründete regionale Netzbetreiber ausgeschüttet, um das
existierende Netz bis zum Jahre 2050 schrittweise zum Hochgeschwindigkeitsnetz
zu erklären. Hier sei man bereits weiter, als man denkt, versicherte der World
Wide Web-Experte mit Volkshochschulzertifikat.
Natürlich wird „Alien-Connection“ hinsichtlich der
ambitionierten Regionalentwicklungspläne am Ball bleiben. Der Redakteur des
Magazin „Alien-Connection“: „bei so viel
geballter Kompetenz in der Region ist mir um die Zukunft nicht bang“.
Sprachs und begab sich zu den versammelten Provinzgranden, um dem Ritual der
vergoldeten Handschläge vor Kamera beizuwohnen.
Siehe dazu: Heinrich Hoffmann (Airport Ffm) - Die Geschichte vom fliegenden Robert
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