Wie die Leser den Informationsmarkt verändern
Nachdem der amerikanische Medienexperte Jeff Jarvis wie schon seit Jahren wieder einmal das große Sterben der Print-Medien, diesmal auf Spiegel-online propagiert, ist es an der Zeit, dass ich als selbsternannter Print-Guru dem selbstgebloggten und hochgefeedeten Online-Guru entschieden entgegentrete. Denn auch ich habe eine persönliche Vision und persönliche Vorlieben, aufgrund derer ich mich gerne als Experte verkaufen möchte.
Um es gleich vorweg zu nehmen, in einem Punkt bin ich mir mit Ihnen, Jeff -ich darf Sie doch so nennen, Kollege- völlig einig: niemand zahlt für Inhalte und viele Inhalte gerade im Internet sind auch keinen Cent wert. Aber das nicht etwa wegen der beliebigen online-Verfügbarkeit, sondern wegen der Werbefinanzierung aller Medien. Weder bei den Printmedien, noch beim Fernsehen -dem ersten vermeintlichen Killer der Zeitungen- noch im Internet hat der gemeine Leser jemals die Inhalte oder diejenigen, die diese Inhalte produzieren, bezahlt.
Wendet man aber den Blick von der medialen und werbewirtschaftlichen Nabelschau einmal ab und dem Leser, dem Konsumenten zu, so kann man eines feststellen. Das Internet hat die schon immer bestehenden unterschiedlichen und differenzierten Zielgruppen der verschiedenen Medien, bis heute nicht homogenisieren können, was eine zwingende Voraussetzung für das Massensterben von Printmedien wäre. Vieles, selbstverständlich auch der Printbereich, wird sich in der Medienlandschaft ändern müssen, ob mit, oder ohne Internet. Ohne Gleichschaltung der Konsumenten wird es immer jene Menschen geben, die es sich schlichtweg nicht leisten können, technologisch ständig aufzurüsten, um den online-hype zu füttern. Es wird aber auch die materiell und mental Privilegierten geben, die sich tatsächlich qualifizierte Informationen, gemütlich am Frühstückstisch im Garten konsumiert, leisten können und wollen. Und die große Masse jener, die dem medialen Boulevardbereich zuzuordnen sind, von der die online-Informationen ja vor allem leben, werden ihre Bildzeitung in der Straßenbahn auf dem Weg zur Arbeit mit Sicherheit nicht so bald durch einen Laptop oder anderes elektronische Gerät ersetzen. Da ist die Spielekonsole sicherlich wichtiger.
Bis bald in der Ihrer Zeitung
Ihr
Wolfgang Schwerdt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen